Egal, ob Sie schon im Oktober all Ihre Weihnachtseinkäufe erledigt haben oder Sie sich – so wie ich – jetzt langsam Gedanken darüber machen, wem Sie was schenken könnten. Ich sehe, wie Sie im Stadtzentrum an Schaufenstern vorbeigehen, wie Sie Ihren Lieblings-Onlineshop durchstöbern und plötzlich vom Mode-Blitz getroffen werden: Bei mir ist dieser Blitz das rote Kleid mit durchgehender Paillettenverzierung, Meerjungfrauen-Silhouette, Drapierung an der Brustpartie, die die Schultern freilässt.

Ganz klar: MUSS ICH HABEN. Ich weiß auch, was Sie sich gleich danach denken: „Aber was nützt Ihnen denn ein Gala-Kleid, wenn Sie es höchstens zweimal im Leben tragen?

Ich habe diesen Fehler in der Vergangenheit gemacht und Käufe getätigt, um etwas zu kompensieren, das mir fehlte. Als mir dann klar wurde, dass ich unnütze Kleidungsstücke im Schrank hatte, lud ich meine besten Freundinnen zum Tee ein. 

Wir plauderten, tauschten uns lachend über den neuesten Klatsch und Tratsch aus und dann holte ich für jede meiner Freundinnen eine Tasche hervor, die ich mit Kleidern, Taschen und Accessoires befüllt hatte, die meiner Meinung nach zu ihrem Stil passen könnten. Natürlich war es Jeder freigestellt, was sie mitnehmen wollte und was nicht und ich kann ihnen gar nicht sagen, wie glücklich es mich machte – und auch heute noch macht – wenn eine von ihnen eins dieser Kleidungsstücke oder Accessoires trägt. Zurück aber zum magischen roten Kleid – oder das, was Ihnen am besten gefällt – und lassen Sie uns ein wenig darüber nachdenken.

Ein Abendkleid entsteht mit dem Anspruch, außergewöhnlich zu sein, sonst würde es wohl kaum unser Herz so sehr höher schlagen lassen. Niemand verbietet uns, perfekt gestylt durch die Wohnung zu laufen, auch wenn ich vermute, dass der Wow-Effekt drastisch nachlässt, wenn wir uns jeden Tag so zum Kochen kleiden würden.

Ich besitze Looks, die ich mehr als einmal ausgeführt habe, mit einem Trick im Stil vom Roman Little Women von Louisa May Alcott, für den ich mich schon seit je her begeistere: Ich erinnere mich daran, wen ich an diesem Abend getroffen habe und ziehe das Kleid nochmal an, wenn ich mich mit einem anderen Personenkreis treffe. Es fällt mir leicht, mich daran zu erinnern, was ich wann und wo getragen habe. Wenn Sie Ihren Kopf lieber mit anderen Dingen beschäftigen möchten, machen Sie sich eine kleine Notiz, und das Problem ist gelöst.

Früher oder später wird jedoch der Tag kommen, an dem Sie alle Galaveranstaltungen hinter sich haben – aber das Leben Ihres geliebten Kleides sicherlich nicht vorbei ist. An diesem Punkt haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder entwickelt man gemeinsam mit einer Schneiderin passende Umarbeitungen – oder man spielt mit einer neuen Wirkung, indem man das Kleid durch lockerere, dekontextualisierte Accessoires neu inszeniert. Ich persönlich würde die zweite Option vorschlagen, da ich es ungern mag, das Design eines Kleides zu verändern. Mir gefällt aber die Idee, mit einem frechen Styling zu überraschen.